Ingo Cesaro ist Autor, Herausgeber, Verleger, Drucker, Galerist sowie Organisator von Kunstmessen, Ausstellungen, Lesungen und Konzerten.
Vergangenes Jahr organisierte er ein internationales Projekt zum Septembertestament Martin Luthers, der am 21. September 1522 erschienenen Übertragung von Das Newe Testament Deùtzsch.
Getarnt als Junker Jörg verwendete Luther vor 500 Jahren als Quellen neben dem griechischen Text die Übertragung von Erasmus ins Lateinische sowie die Vulgata. Als Diskussionspartner stand ihm vor allem der Griechischprofessor Philipp Melanchthon (1497-1560) zur Verfügung. Von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) stammen nicht nur Illustrationen zu Luthers Text. Er schoss auch Geld für den Druck vor und nahm damit ein bedeutendes finanzielles Risiko auf sich.
Gedruckt wurde das Werk in Kronach, der Heimatstadt Cranachs und Cesaros, der – und damit schließt sich der Kreis – die einzige mobile Handpresse verwendet, wie sie schon Gutenbergs gekannt hat.
Ausstellung
Die Ergebnisse der internationalen Auseinandersetzung mit Luther und Kranach wurden im Herbst 2022 bei den Internationalen Druck-Kunst-Wochen in Kronach gezeigt.

Gerald Jatzek stellt in seinem Beitrag dem Wittenberger Reformator den Revolutionär Thomas Müntzer (1489–1525) gegenüber. Während Luther vor allem Kirche ändern wollte, stellte Müntzer die Gesellschaftsordnung radikal in Frage.
In den 1525 veröffentlichten Zwölf Artikeln verlangten die Bauern unter Berufung auf die Bibel die Abschaffung der Leibeigenschaft, eine Verringerung der oft horrenden Abgaben, das – dem Adel vorbehaltene – Recht auf Jagd und Fischerei, die Rückgabe der ursprünglich gemeinschaftlich bewirtschafteten Flächen, die Verringerung der Frondienste sowie die freie Wahl des Pfarrers.
Luther anerkannte zwar einzelne Forderungen, lehnte aber die Argumentation mit Bibelstellen ab. Müntzers Idee von der Gleichheit aller Menschen lehnte er kategorisch ab. Diese werde es erst im Reich Gottes geben. Auf Erden aber sah Luther die Herrschaft des Schwerts. Genau dagegen zogen die Bauern ins Feld, in der Ausbildung und der Waffentechnik den Truppen des Adels freilich hoffungslos unterlegen. Müntzer verspottete Luther als “Vater Leisetritt”. Der wiederum verfasste eine Polemik Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren.
Müntzer wurde nach der Schlacht bei Frankenhausen festgenommen, gefoltert und am 27. Mai 1525 enthauptet.