Vom Gestern zum Morgen

Ist ein Dialog über Jahrhunderte hinweg möglich? Angesichts des aufgeregten Geplappers in den – angeblich – sozialen Medien muss man skeptisch sein. Ein Buchprojekt aus Westfalen beweist jedoch: Es funktioniert.

Eingeladen waren deutschsprachige Schreibende, auf Texte aus dem Fundus der westfälischen Literatur zu reagieren. Darunter sind Klassiker wie Ferdinand Freilingraths Trotz alledem, Grabbes Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung oder Gedichte der Annette von Droste-Hülshoff, aber auch Texte von Georg Weerth, Maria Lenzen, Theodor Althaus, Jenny Aloni, und anderen.

Die Reaktionen sind äußerst vielfältig. Sie reichen von der Übernahme von Form und Inhalt über die Fortschreibung bis zum Widerspruch. So fragt etwa Rudolf Schimke Warum nicht Heine? Der zumindest im Ausland bekannteste deutsche Lyriker hätte uns viel mehr zu sagen, so Schimke, als viele andere Stimmen aus dem literarischen Kanon.

Michael Hellwig verkürzt 44 Zeilen von Elise von Hohenhausen (1789-1857) auf einen aphoristischen Fünfzeiler und führt damit die Verknappung der Sprache innerhalb von 200 Jahren vor Augen. Alfons Huckebrink schafft es, Freilingrath, Astrid Lindgren und die italienischen Linksradikalen der 1970er auf einer halben Seite ironisch zusammenzubringen. Und Heinrich Harts Verse an das kommende 20. Jahrhundert (“Und von Osten gen Westen fahren / Boten aller Völkerscharen”), stellt Gerald Jatzek ein Gespräch mit dem desillusionierten Jahrhundert gegenüber, einem Zeugen, “der keine Spuren hinterlässt”.

Michael Hellwig (Hg.): Zeitgrenzen aufbrechen, Rumpelstilzchen Literaturprojekt, Enger 2025, 330 Seiten, ISBN: 978-3-754356913, 16 €

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Buchvorstellungen

Zeitenwende Literaturprojekt
Parallel zum Buch findet ein Ausstellung statt.

Freitag, 14.3.2025. 19:30: Gerbereimuseum
Hasenpatt 4, Enger
Tel. 05224/9774716

Sonntag, 16. März, 11.30 Uhr: Schule am Wall
Wall 4 (Eingang über den Hof)
Detmold

Sonntag 30. März, 11.30 Uhr: Universität Paderborn
Warburger Straße 100, Gebäude I, Ebene 1, Raum I 1.407
Paderborn

Samstag, 05. April, 16.00 Uhr: Kulturgut Haus Nottbeck
Landrat-Predeick-Allee 1
Oelde

Sonntag, 06. April, 14.30 Uhr: Trauzimmer in der Wilhelmsburg
Im Burgweiher 1]
Hilchenbach

Sonntag, 11. Mai, 11.00 Uhr: Peter Hilles Geburtshaus
Erwitzen 28
Nieheim-Erwitzen

Sonntag, 18. Mai, 15.00 Uhr: Weber-Haus
Weberplatz 1
Bad Driburg-Alhausen

Illustrationen: Buchcover; Residenzmuseum, Ansgar Hoffmann; a|w|sobott, André Sobott

Published by Marius van der Graaf

Marius considers himself a citizen of the world. He is an artist, writer, and translator. When he is not traveling, he splits his time between Indonesia and Europe.

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