Der Tag der Schwarzen Kunst

Besuchen Sie die zeitgenössische Radierung

Am 15. März 2018 wurden die traditionellen Drucktechniken in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission eingetragen. Aber auch die österreichischen Fans des Tiefdrucks haben Grund zum Feiern: Auf Betreiben von Ludwig Ortner, dem Leiter der Druckwerkstatt und Galerie Scheinhaus, zog die UNESCO-Kommission Wien im Jahr 2021 nach.

Seither ist das Haus im oberösterreichischen Ort Gaspoltshofen offiziell ein Kulturträger und darf sich mit gutem Recht Nährboden zeitgenössischer Radierung nennen. Hier finden laufend Ausstellungen und Kurse rund ums Radieren statt. Namhafte Künstler, wie Markus Daniel und Rudi Hörschläger, geben in Wochenkursen ihr Wissen weiter.

Die Radierung

Die Radierung bezeichnet ein Tiefdruckverfahren der künstlerischen Druckgrafik, bei dem die Zeichnung mit einer Radiernadel oder einem ähnlichen Werkzeug auf einer Druckplatte ausgeführt wird. Grundsätzlich wird zwischen Kaltnadel- und Ätzradierung unterschieden. Dazwischen haben sich vielfältige Mischformen entwickelt.

Eine der berühmtesten Druckgrafiken aller Zeiten: Die Radierung Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer
von Francisco de Goya (1746-1828). [→ Vollansicht]

  • Kaltnadelradierung: Die Vorlage wird mit einer schweren Stahlnadel in die Druckplatte geritzt. Das entfernte Material bildet zu beiden Seiten der Linie eine feine Erhöhung, den Grat. Da für die Arbeit im Metall ein größerer Kraftaufwand notwendig ist, werden die Linien nicht so fein wie bei der Ätzradierung..
    • Auf die Platte wird die Druckfarbe aufgetragen und anschließend wieder flach abgewischt. Dabei bleibt auch im Grat Farbe übrig.
    • Für die Kaltnadelradierung werden keine Chemikalien benötigt. Aufgrund der mitgedruckten Farbe auf dem Grat Linien erscheinen Linien im Druck weniger scharf – oder malerischer – als bei der Ätzradierung.
  • Ätzradierung: Eine Aluminium-, Zink- oder Kupferplatte wird beidseitig mit einer säurefesten Schicht aus Asphaltlack oder Wachs und Harz überzogen, dem Ätzgrund.
    • In die säurebeständige Schicht wird die Zeichnung spiegelverkehrt mit einer Radiernadel eingeritzt.
    • Anschließend kommt die Platte in ein Säurebad (meist Eisenchlorid), bei dem die Säure auf die eingeritzten Stellen wirkt. Je länger umso tiefer die Linie, bzw. Fläche.
    • Nach der Ätzung wird die Platte mit einem Lösungsmittel gereinigt. Anschließend wird die Farbe aufgetragen und mit Zeitungspapier flach abgewischt. Somit wird nur die in den Fugen verbleibende Farbe gedruckt.

Diese kurze Erklärung lässt natürlich viele Fragen offen. Die Antworten finden man am 15. und 16. März im Umfeld von Gaspoltshofen. An diesen Tagen finden sich im Scheinhaus Künstler und Künstlerinnen zum fröhlichen Schaudrucken ein und geben Einblick in den Arbeitsprozess des Radierens.

Adressen & Links

Weitere Informationen

Zum Bild: Ausstellung im Scheinhaus am 07.10.2023 (Foto: Gerald Jatzek)

Leave a comment