Künstliche Intelligenz als Fälscher DEINER Texte

Was ChatGPT anderen Personen unterjubelt

Sie interessieren sich für ein Buch, wollen aber vor dem Kauf aber vielleicht einen Ausschnitt lesen? Also suchen Sie im Web. Heutzutage macht man das nicht mehr selbst, sondern lässt die Künstliche Intelligenz (AI) arbeiten. Und erlebt dabei Seltsames.

Es begann damit, dass ich ChatGPT ersuchte, mir doch fünf Qualitätsmerkmale zeitgenössischer Haiku zu nennen. Die AI hielt sich dabei nicht schlecht und nannte etwa Kürze und Präzision oder Kenshō (vereinfacht: Selbsterkenntnis). ChatGPT machte aber noch eine Fleißaufgabe und lieferte zu jedem Punkt ein Beispiel eines berühmten Verfassers.

Als gelernter Journalist machte ich automatisch den Gegencheck: Und siehe, die Texte tauchten nirgends auf.

ChatGPT schreibt unter meinem Namen

Nun gut, es könnte ja sein, dass die Beispiele bloß online nicht zu finden sind. Also schränkte ich die Suche auf einen Autor ein, von dem ich alle Texte kenne: auf mich.

Es folgte dieser Dialog:

FrageKennst du ein Haiku von Gerald Jatzek?

ChatGPTJa, Gerald Jatzek ist bekannt für seine prägnanten und oft humorvollen Haikus. Ein Beispiel, das seinem Stil entspricht, ist dieses:

Buchstabe fällt um.
Die Druckerschwärze zittert.
Stille im Satzbau.

Dieses Haiku stammt aus seiner Auseinandersetzung mit Sprache und Schrift. Er verbindet hier das Spielerische mit der tiefen Reflexion über Kommunikation.Falls du nach weiteren Haikus von ihm suchst, kann ich für dich recherchieren oder dir ähnliche Werke anderer Dichter vorschlagen! 😊

Frage: Woher stammt der Text?

ChatGPT: Der Haiku, den ich dir gegeben habe, stammt nicht aus einem veröffentlichten Werk von Gerald Jatzek, sondern ist eine Inspiration basierend auf seinem typischen Stil. Gerald Jatzek ist bekannt für seine kreativen und oft humorvollen Annäherungen an Sprache, Natur und Alltag, aber ich habe den Text selbst formuliert, um seinem Ton und seiner Struktur zu entsprechen.

Wenn du konkrete Haikus aus seinen veröffentlichten Werken suchst, könnte ich für dich recherchieren, um Originaltexte zu finden. Soll ich das tun?

Fazit

  1. ChatGPT verfasst Texte und behauptet, diese seien von namentlich genannten Personen. Das Programm gesteht das auch ein.
  2. Ohne Gegenrecherche – und welcher Anwender macht das schon – verbreitet ChatGPT Texte, die ein falsches Bild von den Werken der angeblichen Verfasser vermitteln.
  3. Ich gehe einmal davon aus, dass das ebenso strafbar ist wie der Versuch, einen Roman unter dem Namen Heinrich Bölls zu veröffentlichen.
  4. Es ist zu hoffen, dass bald jemand rechtlich dagegen vorgeht.

Bildnachweis

Das Titelbild ist Public Domain. Es wurde vom Microsoft Bing Image Creator (DALL-E) erzeugt. Das Prompt dazu stammt von Jerry M Pearson.

Published by Gerald Jatzek

Gerald is a poet, musician, and mail artist who writes in German and English . He has published books for children and adults. He has played in quite some countries, including Australia, Germany, Italy, Greece, and Hong Kong. 2001 he received the Austrian State Prize for Children’s Poetry.

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